„Autochthone Rebsorten Spaniens“
Diesem umfangreichen Weinthema widmeten sich die Mitglieder und Freunde des VORARLBERGER SOMMELIER-VEREINS am 12. September in der BODEGA RIOJA in Lustenau.
Beate Espinoza-Mayr wählte 10 Weißweine und 10 Rotweine aus ihrem umfangreichen Angebot aus, natürlich alles dem Thema entsprechend autochthone Rebsorten, also einheimische spanische Sorten, um diese, begleitet von einem sehr informativen, lebendigen Vortrag zu präsentieren.
An die 30 Teilnehmer lauschten gespannt den Ausführungen von Beate und erfreuten sich an den Kostproben in den Gläsern.
Als eines der größten Weinproduzierenden Länder, werden in Spanien über 85 Prozent der Weine aus autochthonen Rebsorten produziert, und das in hochwertigen Qualitäten.
Man kennt Spanien als traditionellen Rotweinproduzent von hervorragenden Qualitäten.
Beim Weißwein hat sich in den letzten Jahren ein unglaublicher Wandel vollzogen. Es fand ein Umdenken statt, hin zu einem neuen Stil von hervorragender Qualität.
Die Rebfläche der weißen Reben ist nach wie vor fast 50 Prozent des ganzen Landes.
Die meistangebauten weißen Sorten AIRÉN, PARDINA, MACABEO, PALOMINO und CAYETANA werden von GODELLO, ALBARINO, VERDEJO, XARELLO, GARNACHO, MERSEGUERA, MOSCATEL und PEDRO XIMENEZ ergänzt.
Diese garantieren hohe Qualität, geprägt von Terroir und internationalen Ansprüchen.
Früher wurde bei einem pro Kopf – Verbrauch von mehr als 100 Liter Wein große Mengen an nicht zu schweren Weinen mit angenehmem Geschmack erzeugt. Oft mit wenig Eigengeschmack, wurden diese meist mit kräftigen Rotweinen aus der Levante gemischt, das ergab einen hellroten „Clarete“ mit etwas Säure und nicht zu viel Alkohol – das war ein übliches Alltagsgetränk in ganz Spanien bis in die 70er Jahre.
Heute haben sich nicht nur die Gesetze geändert, auch die Trinkgewohnheiten.
Die Rebsorte AIRÉN beispielsweise ist auf 60.000 Hektar die Basis des Brandy de Jerez und Grundwein für die Sherry Herstellung, liefert saubere Alltagsweine und ist die Hauptrebe des Südens.
Lange unterschätzt wurde die MACABEO, in Rioja VIURA genannt. Aus ihr werden modern-fruchtige Weißweine aus gekühlter Gärung im Stahltank erzeugt. Ihre Wiege steht in Rioja und im Penedes. Man wollte zeigen, dass auch Spanien fruchtbetonte Weiße anbieten kann.
Die Weine hatten Erfolg und waren eine gute Ergänzung zum Rotweinangebot.
Die wertvolle weiße Sorte ALBARINO wurde in den 1990er Jahren wiederentdeckt und in
Rias Baixas besonders gepflegt. Moderne Technik und das kühle, ausgewogene Klima Galiciens kann dieser hochprozentigen Rebsorte sehr entgegen. Auch im Ausland fanden die eleganten, körperreichen Albarinos mit exotischem Duft große Beachtung.
Die traditionelle Rebe der Region, der VERDEJO, brachte in der D.O.Rueda einen großen Erfolg und leitete am spanischen Markt eine wirkliche Geschmacksveränderung ein.
Spanische Konsumenten schätzen heute „knackige“ Weißweine mit delikater Säure. Duftige und saftig-frische Verdejos sind momentan so gefragt, dass die Nachfrage kaum gedeckt werden kann. Auch im Barrique ausgebaute Verdejos von beeindruckender Qualität gibt es bereits, und in den vergangenen Jahren wurde diese Rebsorte auch in Rioja zum Anbau zugelassen.
Die galicische Sorte GODELLO, die vor allem in Valdeorras, Monterrei und El Bierzo angebaut wird, gehört zu den interessantesten Rebsorten Spaniens. Typisch für ihre Weine sind die deutlichen Golden Delicious-Noten, die feine Frucht und etwas verhaltene Säure.
Eine Rebsorte für die Zukunft könnte die MERSEGUERA sein. Ursprünglich aus der Region Valencia im Südosten stammend, wird sie in der Provinz Tarragona EXQUITSAGOS genannt.
Hitze verträgt diese Sorte hervorragend und bringt beste Ergebnisse auf steinigen, kargen Böden und wächst auf etwa 4000 Hektar in den Regionen Valencia, Utiel-Requena und Alicante. Oft wird dieser Wein mit anderen Sorten wie MALVASIA verschnitten.
In den Weinbergen südlich der Pyrenäen in Katalonien wächst die GARNACHA BLANCA, die mit fruchtbetontem Aroma und cremigem Geschmack verführt. Die Schale der Traube ist dünn, was ihr ein zartes Aussehen verleiht, aber als robuste Rebsorte sehr resistent gegen verschiedene Krankheiten ist. Starken Wind und Spätfrost mag sie gar nicht. Ihre Weine sind geprägt von Extrakt, Alkohol und oft wenig Säure, dadurch schmecken sie weich und cremig und werden zu gern getrunkenen Speisenbegleitern. Auch für den Barrique-Ausbau oder als Dessertwein bestens geeignet werden sie als echte Rarität gehandelt.
Typisch ist die kräftige, vegetabile Duftnote der katalanischen Sorte XAREL-LO (CARTOIXA),
die in warmen Lagen besonders gut gedeiht und körperreiche Weine hervorbringt. Sowohl als trockener Weißwein wie auch als Basis für die Cava-Herstellung, aber auch im Verschnitt mit MACABEO oder PARELLADA bestens geeignet.
„Mit Sicherheit ist mit den bisherigen Wiederentdeckungen wertvoller weißer Sorten aus Spanien noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Wer die Szenerie beobachtet, hat eher den Eindruck, bei Weißwein beginnen Spaniens Önologen gerade mit dem Ausloten aller Möglichkeiten. Der Konsument, und mit ihm der Handel, kann sich so Jahr für Jahr über Entdeckungen aus dem Land der autochthonen Reben freuen“ – so Beate Espinoza-Mayr.
Diese Weißweine kamen zur Verkostung in die Gläser:
1. HACIENDA GRIMON BLANCO 2022 – 100% VIURA (MACABEO)
Bodega Hacienda Grimon, DOCa Rioja
2. LA VAL 2022 – 100% ALBARINO
Bodega La Val, DO Rias Baixas
3. LA VAL SOBRE LIAS 2015 – 100% ALBARINO
Bodega La Val, Rias Baixas
4. QUIVIRA 2022 – 100% VERDEJO
Bodega Hermanos del Villar, DO Rueda
5. ORO DE CASTIALLA FINCA LOS HORNOS 2019 – 100% VERDEJO
Bodega Hermanos del Villar, DO Rueda
6. ALMA DE BLANCO 2022 – 100% GODELLO
Adegas Pazo das Tapias, DO Monterrei
7. ALMA DE AUTOR 2020 – 100% GODELLO
Adegas Pazo das Tapias, DO Monterrei
8. FINCA CALVESTRA 2021 – 100% MERSEGUERA
Bodega Mustiguillo, VP El Terrerazo
9. LES BRUGUERES BLANC 2021 – 100% GARNACHA BLANCA
Bodega La Conreria D´Scala Die, DOCa Priorat
10. VENUS BLANC 2015 – 100% CARTOIXÀ (XAREL-LO)
Bodega Venus la Universal, DOCa Priorat
Grandiose Weißweine von unvergleichlichem Charakter und Geschmack, die ihresgleichen suchen und neben den großen Weißweinen Europas aus den bekannten Weinregionen nicht nur gut bestehen können, sondern echte Alternativen sind, die es wert sind, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Die roten Trümpfe aus Spanien, das als einer der wichtigsten Rotweinproduzenten der Welt gilt, schreiben schon seit Jahrhunderten internationale Weingeschichte wie beispielsweise die MONASTRELL (MOUVÉDRE) oder die GARNACHA (GRENACHE).
Seit einigen Jahren hat sich die sogenannte Königin unter den roten Trauben Spaniens, die
TEMPRANILLO zur meistangepflanzten Sorte hochgearbeitet. Mit 214.000 Hektar allein in Spanien zählt die TEMPRANILLO zu den großen Rotweinsorten der Welt.
Als edle Traube spielt sie in fast allen Regionen eine qualitativ wichtige Rolle, um nicht zu sagen eine historische Rolle. Hohe Qualität bringt dieser „rote Star der Rebsorten“ auch in Toro und in Ribera del Duero, wo man sie als TINTA DE TORO oder TINTA FINO oder
TINTA DEL PAIS nennt und es immer wieder Weine von höchster Qualität ergibt.
Je nach Gebiet und Terroir ist ihr Charakter sehr verschieden. Tempranillo-Weine zeigen in jungen Jahren eine unkomplizierte Struktur, beeindrucken durch ihre Harmonie.
Komplexität erreichen sie erst nach längerer Reife.
Eine weitere Rebsorte die Klasse besitzt ist die heimische GRACIANO. Als nordspanische Traube wird sie vermehrt in Rioja und Navarra kultiviert, auch in Extremadura und Andalusien. Ihre Säurewerte, die kräftige Farbe und ein intensives Bukett nach schwarzen Beeren zeichnen sie aus.
Ebenfalls in Rioja und von großer Bedeutung ist die GARNACHA und gilt als die „internationalste“ Sorte des Landes. Eine ausgeprägte Aromatik von reifer, roter Frucht, Noten von Gebäck und frische, blumige Akzente sorgen in einem jungen Garnacha-Wein für Attraktivität. Heute feiert die Traube große Erfolge und zeigt im Priorat, dass sie in der Lage ist, auch im neuen Eichenfass gute Figur zu machen. So gibt es mehr und mehr Winzer, die GARNACHA auspflanzen – auf trockenen Böden mit hoher Sonneneinstrahlung.
Nach den Jahren der Wiederentdeckung vergessener Rebsorten, hat vor allem die MENCIA für internationale Aufmerksamkeit gesorgt. Sie ist in der Lage, bei niedrigen Erträgen und dem richtigen Terroir komplexe, elegante und feine Rotweine hervorzubringen, wie man sie in Spanien kaum gekannt hat. Mit ihrem Fruchtspiel, ihrer Saftigkeit, ihrer ausgeprägten Mineralität, ihrer intensiven Frucht, im Barrique ausgebaut – so bereichert die MENCIA der Appellation Bierzo die spanische Weinwelt.
BOBAL ist eine weitere Rotweinrebsorte der Hochland-Appellation Utiel-Requena in der Provinz Valentia. BOBAL gehört zu den wenigen spät reifenden roten Trauben Spaniens.
Sie erreicht ohne Schwierigkeiten die typische blauschwarze Farbe, ihre außergewöhnliche Beerigkeit zeigt sie nur bei vollständiger Reife.
Eine der bedeutendsten Rebsorten der Balearen ist die CALLET.
Durch eine natürliche Kreuzung zweier mallorquinischen Rebsorten, der FOGONEU und der
CALLET CAS CONCOS entstanden, zeigen die Weine eher schlichten, rustikalen Charakter, die besten Weine vertragen auch den Ausbau im Barrique. CALLET wird auch immer wieder mit anderen Sorten Mallorcas cuvetiert, wie dem MANONEGRO und dem FOGONEU.
Rund 140 Hektar CALLET werden auf der Insel kultiviert.
Urspanisch bzw. uriberisch wird die MONASTRELL bezeichnet, die auch unter den Namen MOURVÈDRE ein Begriff ist. Stark verbreitet an der spanischen Ostküste war sie bei großen Fassweinproduzenten sehr begehrt. Intensive Farbe, deutliche Beerenfrucht, dicke Schale, grünliche Noten am Gaumen und im Duft sind Eigenarten dieser Rebe, aber auch Garanten für Frische und Struktur, was manche als unharmonisch beurteilen.
Weingüter wie „Casa Castillo“ in Jumilla oder „Bodega Castano“ in Yecla kelterten hervorragende Weine mit Tiefe, was einen MONASTRELL-BOOM auslöste, der erst heute richtig ins Rollen kommt.
Nicht vergessen darf man die CARINENA – Traube.
Diese stammt ursprünglich aus dem gleichnamigen Weinbaugebiet Aragon. Gute Ergebnisse
Erzielt sie heute in Katalonien für absolute Weltklasse ist sie in der DOCa Priorat bekannt.
Einer hohen natürlichen Säure- und Tanninbildung wegen ergibt sie frische, gut strukturierte und kraftvolle Rotweine.
Wegen dieser Eigenschaften wird diese Rebe in Katalonien gerne auch mit GARNACHA verschnitten. Im Rioja, wo die Traube MAZUELO heißt, wird sie öfters mit TEMPRANILLO verschnitten, weltweit ist sie als CARIGNAN bekannt.
Diese Rotweine kamen zur Verkostung in die Gläser:
1. SIERRA CANTABRIA RESERVA 2015 – 100% TEMPRANILLO
Bodega Sierra Cantabria, Familie Eguren, Rioja
2. YASO FLOR DE MATTERIA 2016 – 100% TINTA DE TORO (TEMPRANILLO)
Vinos Iberian – Vinedos de Yaso, DO Toro
3. YAROS 2019 – 100% TINTO FINO (TEMPRANILLO)
Vinos Iberian, Vinas del Jaro, DO Ribera del Duero
4. DESVELO GRACIANO 2020 – 100% GRACIANO
Bodega Hacienda Grimon, DOCa Rioja
5. DESVELO GARNACHA 2019 – 100% GARNACHA
Bodega Hacienda Grimon, DOCa Rioja
6. PITTACUM AUREA 2018 – 100% MENCIA
Vinedos Bodegas Pittacum, DO Bierzo
7. FINCA TERRERAZO 2019 – 100% BOBAL
Bodega Mustiguillo, VP El Terrerazo
8. ANIMA NEGRA AN/1 2019 – 95% CALLET, 5% MANTONEGRO, FOGONEU
An Negra Viticultors, Mallorca
9. CASA CISCA 2016 – 100% MONASTRELL
Bodega Castano, DO Yecla
10. SELECCiÓ CARINENA 2018 – 100% CARINENA
Altavins Viticultors, DO Terra Alta
Wie schon die Weißweine zuvor, spielten auch die Rotweine in den Gläsern „alle Stückerl“.
Vom hellen Rubin bis Kirschrot, bis Purpur bis Brombeerfarbig, bis undurchsichtig schwarz zeigten die Weine vielschichtige Düfte und Aromen mit unterschiedlichen Komponenten, vielen Extrakten mit Kraft, Körper, Dichte und Eleganz, mit enormem Potential und ausgewogener Harmonie – je nach Jahrgang, Produzent und Herkunft.
Es waren durchwegs hoch zu bewertende Weine von beeindruckender Qualität.
Nach über 2 ½ Stunden intensiven Informationen von Beate und konzentrierter Verkostungsarbeit war eine kurze Pause und die danach servierte Tapas – Stärkung sehr willkommen.
Was hier aufgetischt wurde, spottet jeder Beschreibung – war nicht nur sehr appetitlich anzusehen, schmeckte köstlich und unvergleichlich gut.
Unsere Gaumen erlebten ein Feuerwerk des Genusses mit diesen Spezialitäten der spanischen Tapas-Küche:
*Grüne Oliven, gefüllt mit Anchoas
*Schwarze Oliven
*Gereifter Manchego
*Iberico Teller mit Serrano, Chorizo und Cecina
*Piemtos de Padron
*Hausgemachte Kroketten mit Jamon y Queso
*Hausgemachte Empanadas, gefüllt mit Atun, Jamon y Queso, Mais oder Carne picante
*Calamares en su tinta – Tintenfisch in eigener Tinte
*Mejillones picantes – pikant eingelegte Miesmuscheln
*Eingelegte Paprika, Olivenpfefferoni, Palmherzen
*Salas: fermentierte Knoblauch Ali-Oli, Gaucha, Cocktail
Dazu wurde VENUS GARNATXA NEGRA 2019 eingeschenkt, auch noch übrige Weine der Verkostung.
Bei derartigen Genüssen der spanischen Kulinarik konnte die Stimmung nur bestens sein – und so war es auch.
Da Genuss Zeit braucht, und diese auch dementsprechend schnell bei bester Unterhaltung verging, war es schnell später Abend geworden und die ersten mussten sich verabschieden.
Herzliche Dankesworte im Namen des VORARLBERGER SOMMELIER-VEREINS durch den Präsidenten für diesen außergewöhnlichen Abend und die professionelle Organisation an das Team der BODEGA RIOJA Jasmin, Manuel und Beate endeten mit einem langen, jubelnden Applaus.
Mit herzlichen Grüßen aus Lustenau,
Willi