„Törggelen in St.Gerold“ am 27.Oktober 2023
Der Jahreszeit entsprechend, trafen sich die Mitglieder und immer willkommenen Gäste und Freunde des VORARLBERGER SOMMELIERVEREINS zum „Törggelen“ in der Propstei in
St. Gerold im Großen Walsertal.
Es ranken sich nicht wenige Geschichten um diesen einmaligen, ruhigen Ort.
Die Propstei St. Gerold ist in seiner Vielseitigkeit kaum zu überbieten. So gibt es viele Möglichkeiten und Anlässe diesen Ort zu besuchen. Als spirituelles Zentrum, als Bildungs-
Und Seminarzentrum, als Gästehaus mit 38 Zimmern, als Sozialzentrum, als Kulturzentrum, Stätte der Kunst, Ort der Kulinarik und Begegnung, Ort der Einkehr und Erholung, als Partnerbetrieb des Biosphärenparks Großes Walsertal, sowie als touristischer Leitbetrieb, einer der großen Arbeitgeber der Region und noch einer Bio-Landwirtschaft mit 38 Hektar Wiesen und 50 Hektar Wald überzeugt die Propstei ihre Besucher.
Der VSOV besuchte die Propstei wegen einer Raritätenverkostung gereifter Weine und um den Brauch dieser Jahreszeit wieder einmal zu genießen – das Törggelen.
Mag. Ingrid Rieder stellte aus ihrem umfangreichen Weinkeller 16 Weine zusammen, die bei den Teilnehmern noch allerhand Gefühle hervorrufen sollten.
In so genannten vier Flights wurden je 4 Weine blind verkostet und je nach gestellter Frage verkostet, bewertet und zugeordnet.
Der Flight 1 bestand aus folgenden gereiften Weißweinen:
CHARDONNAY 2000 – Mondavi, Nappa Valley, Kalifornien
SANCERRE 2004 „Comte Lafond“ - Baron de Ladoucette, Pouilly-s-Loire, Frankreich
GRÜNER VELTLINER 2010 „Ried Achleiten“ Smaragd - Dom. Wachau, Weissenkirchen
RIESLING 2013 „Privat“ Reserve – Peter Dolle, Strass/Strassertal, Kamptal
Die Frage dazu war, welcher Wein befindet sich in welchem Glas?
Nach konzentrierter Verkostung erklärte Ingrid ihre Weinauswahl, die große Freude bereitete – waren es doch hochwertige Qualitäten, im besten gereiften Zustand, mit noch unglaublicher Frische und animierenden Aroma ausgestattet, die man durchwegs noch gerne im eigenen Keller hätte.
War die Herausforderung mit den Weißweinen schon dementsprechend, wurde diese mit dem Flight 2 nicht kleiner – internationale Rotweine der Jahrgänge 2013,2012,2007, unter ihnen ein Burgenländer – die Frage dazu, in welchem Glas ist welcher Wein?
MEDALLA REAL 2007 „Gran Reserva“ (Cabernet Sauvignon) - Santa Rita, Maipo Valley, Chile
FUTURES SHIRAZ 2013 – Peter Lehmann, Barossa Valley, South Australia
CIRO ROSSO 212 „Classico,Superiore,Riserva“ (Gaglioppo) – Librandi, Ciro Marina, Kalabrien
COMODOR 2012 (Merlot, Blaufränkisch) – Hans Nittnaus, Gols, Neusiedlersee
Herrliche Weine, die sich unglaublich gut entwickelt und gehalten haben. Sehr individuell in Duft und Aroma, teilweise gut eingebundene oder auch noch deutliche Tannine, viel Kraft und Körper und bestens trinkbar. Auch hier fand jeder seinen Favoriten, wenngleich die Zuordnung schwierig war.
Ingrids Erklärungen und Beschreibungen dazu waren wieder von vielen Informationen und Details geprägt, die Vorfreude auf den nächsten Flight wurde mehr und mehr.
Der Flight 3 bestand wieder aus Rotweinen der Jahrgänge 2013, 2012, 2010 – ein Österreicher und drei Internationale.
Die Frage dazu, in welchem Glas ist der Österreicher, woher kommen die drei anderen Weine?
PENFOLDS BIN 2012 (Shiraz-Mourvedre) – Penfolds, Southbank, Australia
SAURUS SELECT 2013 (Malbec) – Schroeder, Patagonia, Argentinien
CABERNET-MERLOT 2012 „Reserve“ – Leo Auer, Tattendorf, Thermenregion
MONTES ALPHA M 2010 (Cabernet Sauvignon) – Montes, Colchagua Valley, Chile
Eine schwere Frage, die sich während der Verkostung noch deutlich steigerte. Die Weine waren in einem absoluten Top-Zustand mit einer unglaublichen Farbtiefe, Düfte und Aromen, die verwirrend waren, geprägt von Körper, Kraft, Extrakten, Tanninen, Dichte, Harmonie und enormer Länge – „Rotwein-Bomben“ in absoluter Hochform.
Dementsprechend wurden sie auch von Ingrid präsentiert, und in ihrer unnachahmlichen Art beschrieben. Nicht alltägliche Gaumenfreuden mit viel Verkostungsspaß.
Der Flight 4 mit den Prädikatsweinen zeigte einmal mehr, was unsere Winzer in Österreich im Süßweinbereich imstande sind zu produzieren – grandiose, einzigartige Weine!
Die Frage dazu, drei Weine aus dem Burgenland, einer aus Niederösterreich der Jahrgänge 2011 und 2012 – welche Qualitätsstufen befinden sich in welchen Gläsern?
RIESLING 2011 „Süß“ – Peter Dolle, Strass/Strassertal, Kamptal
CHARDONNAY 2011 „Beerenauslese“ – R. Payer, Apetlon, Neusiedlersee
EISWEIN 2012 (Zweigelt, Welschriesling) – Kracher, Illmitz, Neusiedlersee
EISWEIN 2012 (Pinot Noir, St. Laurent) – I. Gesellmann, Gols, Neusiedlersee
Es waren ausnahmslos höchste Qualitäten mit dementsprechenden Bewertungen.
Nicht umsonst heißt es immer wieder „Gold im Glas“, dazu unvergleichliche Aromen, delikate „Süße-Säure-Spiele“, begleitet von Harmonie und Finesse, abgerundet von einer nicht enden wollenden Gaumenfreude.
Weine dieser Art gehören mit Sicherheit zum Allerbesten, was auf diesem Sektor möglich ist.
Ingrid erklärte mit charmanten Worten noch viele Details zu diesen Prädikatsstufen – die Weine in den Gläsern zeigten ohnehin ihre eigene, deutliche Sprache.
Am Ende dieser Verkostung gab es großen, sehr verdienten Applaus für Ingrid, deren Weinauswahl und Präsentation, mit dem Wissen, das es Weinverkostungen gereifter Weine nur ganz selten zu „Schnäppchenpreisen“ wie diesmal gibt, und man als Teilnehmer diese große Chance genützt hatte, sich im Kreise Gleichgesinnter an den großen Qualitäten dieser Weine zu erfreuen.
Das appetitliche „Törggele-Buffet“ verwöhnte schon die Augen mit bildhaften Käseplatten aus Hart- und Weichkäse, mit verschiedenen Aufstrichen, Platten mit Wurst, Salami, Schinken, Speck, Kaminwurzen, dazu Essiggemüse, Maroni und Nüsse und natürlich Schwarzbrot.
Daneben Kalbsbraten mit Serviettenknödel und Broccoli – Alles sehr geschmackvoll und köstlich.
Dazu getrunken wurde Grüner Veltliner 2022 „Klosterwein“ von Verena Dockner aus dem Traisental und Blaufränkisch 2020 „Vitikult“ von Stefan Lang aus Neckenmarkt.
Zum süßen Abschluss verwöhnte uns Nathalia mit Kürbis-Cheesecake, Sacherschnitte, zweierlei von Panna Cotta und Creme Brûlée. Kleine „Süße Sünden“ waren vorprogrammiert.
Das herzhafte, vorzügliche und lobenswerte Essen und natürlich die außergewöhnlichen Weine der Verkostung sorgten für anregenden Gesprächsstoff und wie immer für beste Stimmung und Unterhaltung.
So gab es zuletzt herzliche Dankesworte für die Organisation dieser eindrucksvollen Veranstaltung an Mag. Ingrid Rieder und Katharina Müller mit ihrem gesamten Team aus Küche und Service für die freundliche Bewirtung hier in der Propstei St. Gerold, und an alle Gäste und VSOV-Mitglieder für ihre Teilnahme.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Walsertal,
Willi Hirsch